05.10.2019  

{kleiner Einblick} Irmas Enkel von Leandra Moor

Kleiner Einblick soll Autoren eine Möglichkeit geben, sich und ihr Werk ein wenig vorzustellen. Hier gibt es keine Meinungen oder Empfehlungen meinerseits, ich stelle nur die Plattform zur Verfügung. Mehr unter kleiner Einblick.


Taschenbuch: 488 Seiten

Verlag: tredition (19. August 2019)

Genre: Biografie

ISBN: 978-3749723546

Preis: HC - 24,99 €, TB - 16,99 €,
           Ebook - 6,99 €

Als Anni 1946 zum zweiten Mal vor den Traualtar tritt, schließt sie mit ihrem Leben ab. Die vergangenen Jahre haben ihr die Familie geraubt, das Hoffen hat sie verlernt. Ihr einziger Anker ist das Versprechen einer Wahrsagerin, was sie zwingt, diesen Kerl aus dem Nachbardorf zu ertragen. Egal zu welchem Preis.

Auf der Suche nach Lücken in ihrer Familienbiografie trug die Autorin berührende Lebensepisoden zusammen. Der Kern jeder Geschichte war das Dilemma des Schweigens und dessen Weitergabe an die nächste Generation.

Die Geschichte von Irmas Enkeln versinnbildlicht das Empfinden jener Zeit. Hätten sie sich den Gegebenheiten der Jahrzehnte, in die sie hineingeboren wurden, entziehen können?


Was und wer steckt hinter dem Buch?

An einem 13. Dezember erblickte Anni das Licht der Welt. Im Gegensatz zu heute sah die Welt um sie herum ganz anders aus. Weder gab es Smartphones; an Internet und Buchblogs war noch lange nicht zu denken. Wer Lust darauf hatte, Musik zu hören, musste zuerst den Staub von der Nadel seines Grammophons pusten und wenn man sich ein Ei in die Pfanne hauen wollte, ging man in den Stall um ein frisches Exemplar unter dem Hintern einer Henne hervorzuziehen. 

An jenem 13. Dezember flüsterte Annis Mutter, in deren Inneren Glück und Kummer konkurrierten: „Hermann, wir haben eine Tochter bekommen“, in den leeren Raum. „Sie heißt Annemarie und ist wunderschön!“ Gleich morgen würde sie Hermann die Neuigkeit in die Fremde schicken, wo er mit seinen Kameraden winterliche Gefechte für den Kaiser kämpfte. Hoffentlich erreichte ihn die Nachricht schnell.

Zweiunddreißig Jahre später, am ersten Weihnachtsfeiertag 1946, tritt Anni zum zweiten Mal vor den Traualtar und schließt damit mit ihrem Leben ab. Die vergangenen Jahre haben ihr die Familie geraubt, und auch das Hoffen hat sie in der Kriegszeit verlernt. Ihr einziger Anker ist das Versprechen einer Wahrsagerin. Dieses zwingt sie dazu, diesen Kerl aus dem Nachbardorf zu ertragen, auch wenn es ein sehr hoher und oft schmerzvoller Preis ist.

„Irmas Enkel“ ist ein facettenreicher Roman, der zwischen 1914 und 1981 in Mitteldeutschland spielt. Neben Annis Geschichte stehen zwei weitere Frauenschicksale im Mittelpunkt; mit ihnen sind die familiären Folgen der Trennung Deutschlands nach 1945 ein zentrales Thema. Es wird von staatlicher Bevormundung erzählt, ebenso vom Sähen der Angst, von politischen Zweifeln und von Gefügigkeit. Alles umhüllend geht es um Glück und Schmerz; um Heimat, Vertreibung und Verlust.

Seit ich denken kann, fasziniert mich die Vielfalt an Charakteren, deren Biografien und die Frage, was Menschen zu den Personen macht, die sie sind. Die Suche nach Lücken in meiner eigenen Familienbiografie hat mich zu "Irmas Enkel" inspiriert. Bei meiner umfangreichen Recherche traf ich mit vielen mir vorher fremden Menschen zusammen, die mir gegenüber ihr jahrzehntelanges Schweigen zu ihrer Vergangenheit brachen. Damit halfen sie mir, berührende Lebensepisoden zusammenzutragen, die im Kern alle vom Dilemma ihrer unaussprechlichen Familiengeheimnisse handelten. Dieses Geschenk der Offenheit belebt "Irmas Enkel" stellvertretend für das kollektive Erleben jener Zeiten. „Irmas Enkel“ spiegelt mit seinen biografischen Lebensgeschichten verschiedene Abschnitte der deutschen Geschichte wider und offenbart, warum es zwischen den Generationen einen derartigen Konflikt gab - und heute noch gibt.

Ich wünsche Euch eine spannende Lesezeit,
Eure Leandra Moor.

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