02.04.2020  

{Rezension} Du wolltest es doch von Louise O'Neill

                  Originaltitel: Asking for it                       Hardcover: 368 Seiten

                  Verlag: Carlsen Verlag (25. Juli 2018)   Genre: Jugendbuch

                  ISBN: 978-3551583864                          Preis: HC - 18,00 €, TB - 8,99 €, ebook - 12,99 €


Achtung! Die Rezension von "Du wolltest es doch" enthält Spoiler!
Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?

Das Gesicht meiner Mutter taucht hinter meinem eigenen im Spiegel auf, geschminkte Lippen auf gepuderter Haut.

Von den Jungen begehrt, von den Mädchen bewundert. 
Emma ist nicht reich oder talentiert, aber sie ist schön und weiß mit ihren Reizen zu spielen, um zu bekommen was sie will. Meistens sind es die beliebten Jungs, egal ob Single oder in einer Beziehung, alle verfallen ihrem Charme obwohl sie nur mit ihnen spielt. Nach einer Party mit reichlich Alkohol und Pillen wacht sie zerschunden und ohne Erinnerung an die letzten Stunden vor ihrem Haus auf.

Emma selbst erzählt die Geschichte. Diese ist in zwei Teile aufgebaut, der erste Teil vor, während und kurz nach der Vergewaltigung, der zweite Teil fast ein Jahr danach. Für den Schreibstil konnte ich mich einfach nicht erwärmen. Irgendwie war er abgehackt und oftmals war einfach nicht ersichtlich in welcher Situation sich der Leser gerade befand.
Insgesamt hab ich mich sehr schwer mit dem Buch getan. Ich weiß nicht, wie sich jemand fühlt, der vergewaltigt wurde. Ich verstehe, dass sie sich dafür schämt und es nicht heraus posaunt, das würde wohl niemand tun, vor allem weil es eine schwere Anschuldig ist, die nicht einfach so revidiert werden kann. Aber eine Anzeige sollte passieren, wenn es eine Vergewaltigung gab, denn ein Täter sollte nie einfach so davon kommen sollen. 
Mein Problem mit Emma und der Situation war, dass sie selbst es sich nicht ein einziges Mal eingesteht. Sie glaubt, dass sie selbst Schuld hat, dass sie es provoziert hat und dennoch, sie nennt die Sache nie beim Namen. Das hatte meines Erachtens nichts mit Verdrängen zu tun, denn um etwas zu verdrängen, muss ich mir erst einmal dieser Sache bewusst werden. Bis zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass sie selbst immer noch nicht realisiert hat, dass es eine Vergewaltigung gab und das war das Schlimmste überhaupt.

Charaktere

Emma beherbergt viel Neid für ihre Freundinnen, lästert über sie, bestiehlt sie und macht sie vor anderen öffentlich runter. Sie glaubt, dass sie sich dank ihrer Schönheit alles leisten kann und dass niemand sie so sieht, wie sie wirklich ist. Einen Punkt den ich nicht nachvollziehen konnte, denn sie versucht nicht, sich zu ändern oder den Leuten etwas anderes als diese Charakterzüge zu zeigen. Emma ist absichtlich unsympathisch geschrieben, damit auch die Leser sie nicht mögen und Gedanken wie „Du wolltest es doch“ oder „Sie hat es herausgefordert“ hegen. Ich fand die Art und Weise des Charakters völlig überzogen.

Der Rest der Charaktere ist, milde gesagt, unwichtig.
Ihre Freundinnen sollen nur zeigen, wie gemein Emma zu diesen am Anfang der Geschichte ist. Nach der Vergewaltigung tauchen sie noch zweimal für ein paar Zeilen auf, da Emma sich von allen zurückzieht. Ihre Eltern zeigen Gegenüber ihrer Tochter kein Mitgefühl und sind mehr auf ihren Ruf bedacht, der durch die Äußerung einer Vergewaltigung dahin ist. Einzig ihr Bruder scheint normal in dem Haushalt und der gesamten Stadt zu reagieren.

Die „so wichtige“ Message von der viele sprechen kam bei mir leider nicht an. Ja, auch ein unsympathisches Mädchen wie Emma sollte Ernst genommen werden und nicht verachtet werden, dass ist klar, aber Emma gesteht sich das Geschehene nicht ein und kämpft auch für nichts. Sie gibt auf, was ist das für eine Message an die Leser - das es okay ist und man sich damit abfinden muss?
Die Autorin Louise O'Neill hat Themen wie Feminismus, Body Shaming und Selbstbestimmung zu ihren Herzensanliegen erklärt und mit ihren Büchern international zahlreiche Preise gewonnen. Sie lebt und arbeitet in West Cork, Irland, hat eine wöchentliche Kolumne im Irish Examiner und ist ein häufiger Gast in Fernseh- und Radiosendungen.
©Carlsen Verlag

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2 Kommentare:

  1. Huhu Denise =)

    Nach ein paar gelesene Rezensionen, hatte ich mir das Buch auch auf meine Liste gepackt. Ich kann deine Kritikpunkte völlig nachvollziehen, aber ich bin immernoch sehr neugierig auf das Buch. Ich lasse es mal weiter auf meiner Liste =)

    LG
    Anja

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    1. Hey :)
      Deine Neugierde kann ich verstehen! Das Thema ist immer präsent und wird viel zu selten thematisiert. Ich persönlich finde sowas interessant zu lesen, in diesem Fall aber war mir alles zu gewollt. Die Lage sollte extra pessimistisch sein und die Charaktere nicht liebenswert, dadurch war es für mich nicht mehr authentisch, bzw. alles zu erzwungen.
      Ich bin gespannt, wie dir das Buch gefällt!
      Liebe Grüße
      Denise

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