30.06.2017  

{Rezension} Junktown von Matthias Oden


                      Broschiert: 400 Seite                              Verlag: Heyne Verlag (9. Mai 2017) 

                      Genre: Science-Fiction                            ISBN: 978-3453318212

                      Preis: Br - 12,99 €, ebook - 9,99 €


>>„Überall, wo Geld und Pflicht zusammenkommen, mangelt es erfahrungsgemäß nicht an Gründen, über Leichen zu gehen.“ << Seite 288

Diese Zukunft ist ein Schlaraffenland: Konsum ist Pflicht, Rauschmittel werden vom Staat verabreicht, und Beamte achten darauf, dass ja keine Langeweile aufkommt. Die Wirklichkeit in »Junktown«, wie die Hauptstadt nur noch genannt wird, sieht anders aus. Eine eiserne Diktatur hält die Menschen im kollektiven Drogenwahn, dem sich niemand entziehen darf, und Biotech-Maschinen beherrschen den Alltag. Als Solomon Cain, Inspektor der Geheimen Maschinenpolizei, zum Tatort eines Mordes gerufen wird, ahnt er noch nicht, dass dieser Fall ihn in die Abgründe von Junktown und an die Grenzen seines Gewissens führen wird. Denn was bleibt vom Menschen, wenn der Tod nur der letzte große Kick ist?

Die Sonne hievte sich über den Horizont und schien nieder auf ein Junktown, das den Morgen so teilnahmslos über sich ergehen ließ wie eine Cracknutte den letzten Freier nach einer viel zu geschäftigen Nacht.
Konsum ist Pflicht, so lautet die erste Regel in Junktown, wo die Konsumpartei das Sagen hat. Solomon Cain ist Inspektor bei der geheimen Maschinenpolizei und wird eines Tages zu einem Tatort gerufen. Eine Brutmutter und deren achthundert Föten ermordet. Nichtsahnend macht er sich auf die Suche nach dem Mörder, ohne zu wissen, dass er durch diesem Fall sein Leben in Frage stellen würde. 
Der Schreibstil ist angenehm, aber mit vielen selten verwendeten Wörtern gespickt, was für so manch einen schwerverständlich ist. Außerdem wird nicht gerade unverblümt über gewisse Dinge geschrieben, der Ausdruck der Charaktere ist eher harsch. Die Geschichte wird aus der Sicht eines Erzählers, der dem Protagonisten folgt, geschrieben.
Der Start in Junktown war alles andere als verständlich, da es sich hier um eine Dystopie handelt, in der sich das Regime und die Lebensverhältnisse geändert haben. Intelligente Maschinen leben neben den Menschen, beide arbeiten, lieben und konsumieren gemeinsam. So war mir erst nicht klar, wie ein Mann mit einer meterhohen Brutmutter eine körperliche Beziehung haben konnte. Anbetracht dieser Umstände, waren die ersten hundert Seiten recht zäh, bevor der Fall danach ins Rollen kam und mein Verständnis für die Welt wuchs. Im Buch selbst gibt es Anhänge, die die Humanklassen, Abkürzungen und einige Begriffe kurz erklären.

>> Revolution ist der Austausch der einen Herrschaft durch eine andere. << Seite 362

Charaktere 

Inspektor Solomon Cain ist in seinen Fünfzigern, hatte seine besten Tage schon hinter sich und verbringt seine Zeit nun mit der Arbeit. Früher ein Verfechter der Partei und seinerzeit aktives Mitglied während der Revolution. Seine Frau gab sich, aus für ihn unerklärten Gründen, vor Jahren den letzten Schuss und wurde somit zu einer verehrten Heldin des Staates. Er schert sich nicht viel drum, was andere über ihn denken, hegt nicht viele soziale Kontakte und vertieft such dafür umso mehr in die Arbeit. 

Strukk, Cains jahrelanger Partner und Mechapathologe, geht sein Leben entgegengesetzt locker an und genießt den Konsum, die durchzechten Nächte und kommt mit einem ziemlich obszönen Humor daher. Er ist einer von Cains wenigen Kontakten und kann ihn manchmal zu Unternehmungen überreden.

Spannender Sci-Fi Krimi, mit einem etwas anderem Protagonisten und sehr zähem Start. Doch danach entwickelt er sich zum Pageturner.


Matthias Oden studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Ethnologie. Nach einem Volontoriat bei der Financial Times Deutschland arbeitete er als Redakteur und übernahm anschließend die Redaktionsleitung des Lifestyle-Magazins Business Punk. Danach war er als stellvertretender Chefredakteur der Werbe- und Kommunikationsfachzeitschrift Werben & Verkaufen tätig. Er ist Träger des Hans-Strothoff- und des Deutschen Journalistenpreises.
©Random House

Ein riesengroßes Dankeschön an

 


für das Rezensionsexemplar.

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